Große Ereignisse am 5.Juni 2008 am Parkplatz Thüringer Tor.
6 Meter hohes Kreuz als Grundstein für die Autobahnkirche
Berufsschüler aus Thüringen als Handwerker beim Bau dabei.


 

Mellrichstadt/Bibra. Ein rund sechs Meter hohes Holzkreuz ist seit Donnerstagnachmittag am Parkplatz „Thüringer Tor“ nahe dem thüringischen Ort Bibra, sichtbares Zeichen für die neue Autobahnkirche an der A 71. Die kleine Kapelle ist mit 175.000 Euro veranschlagt. Neben der Kirche, die aus drei ovalen Bauelementen besteht, in deren Mittelpunkt sich der Altarraum befindet, soll noch ein Turm errichtet werden, der nicht nur die Glocken trägt, sondern auch als Ausstellungshalle dient. Hier wird anhand von Dokumenten und Fotografien an die einstige deutsche Teilung erinnert. Wie der Vorsitzende des Vereins Autobahnkirche e.V. Dr. Fritz Steigerwald bei der etwas anderen Grundsteinlegung am Donnerstag sagte, sei dies wohl die einzige Kirche, die ohne kirchliche und sonstiger Zuschüsse  gebaut wird.

Der Vorsitzende des Vereins Autobahnkirche A 71 e.V.  konnte zur kleinen ökumenischen Feierstunde zahlreiche Gäste aus Thüringen und Franken willkommen heißen. Darunter Lutz Klaus vom Thüringer Ministerium für Bau und Verkehr, Referat Straßenbau, Landrat Ralf Luther, Bürgermeister Ingo Hein von der Gemeinde Grabfeld, sowie Bad Neustadts 2. Bürgermeisterin Anne Zeisner und unter anderem die Vorstandschaft des Vereins Autobahnkirche e.V.  Steigerwald erinnerte eingangs an die Idee eine Autobahnkirche zu bauen, um damit ein Zeichen zu setzen für die Wiedervereinigung Deutschlands. Vor allem, da dies so friedlich vonstatten ging. Es habe zwar eine Zeitlang gedauert, nun aber komme das Werk voran. Der Vorsitzende verwies auf die ersten Steine, die bereits die Grundrisse der kleinen Kapelle zeigen. Noch in diesem Jahr werde der Rohbau stehen, 2009 erfolge dann die offizielle Einweihung.

Sein Dank galt aber auch den Lehrlingen der Beruflichen Bildungswerke  aus Walldorf (Hessen) und Rohr (Südthüringen), die, wie schon beim Bau der „Goldenen Brücke“ auch hier wieder Hand anlegen. Es sei schön zu wissen, daß die Jugend damit auch eingebunden wird und, daß sie sich vor allem bereit erklärt hat, mit zu machen. Die Jugendlichen haben in Walldorf das Holzkreuz gefertigt, in Rohr wurden die Metallarbeiten vorgenommen.  Steigerwald verwies darauf, daß die Kirche auf einer kleinen Anhöhe am Parkplatz „Thüringer Tor“ steht und damit weithin sichtbar sei. Man hoffe natürlich, daß viele den Weg dann hierher finden. Unter Kreuz lädt ein kleiner, aus Stein gemauerter Rastplatz zum Innehalten ein. Die Fertigstellung der Kapelle ist Ende dieses Jahres geplant. Geschaffen wurde mittlerweile die entsprechende Auffahrt und dann auch das Kreuz gesetzt. Es zeigt zwischen den Kreuzesbalken Abrunden, die die Autobahnabfahrten versinnbildlichen sollen.

Der evangelische Oberpfarrer Wagner und sein katholischer Amtsbruder Hunold aus Meiningen erinnerten daran, daß die Segnung und Aufstellung des Kreuzes am Fest des Heiligen Bischofs Bonifatius stattfindet. Das sei ein gutes Zeichen. Bonifatius sei der Apostel der Deutschen und somit stehe Fritz Steigerwald in einer großen Tradition. Oberpfarrer Wagner erinnerte an die Kreuze, die man an den Straßen findet. Sie würden an schreckliche Ereignisse erinnern. Das sei aber schon zu früheren Zeiten gewesen, als man die bekannten Sühnekreuze errichtete. Das Kreuz über der Autobahnkirche am Parkplatz „Thüringer Tor“ sei dagegen ein gutes Zeichen, das an das Zusammenwachsen zwischen Ost und West erinnert aber auch die gemeinsame Zukunft signalisiert. Man dürfe sich über dieses Zeichen freuen, das letztendlich die Liebe Gottes anspreche. In der kleinen Kapelle werden ganz sicherlich viele Menschen Ruhe und auch Trost finden, sagte der Geistliche.

Pfarrer Hunold verwies auf die Mathematik und die Pluszeichen, die Kreuze, die man hier setze. Auch dieses Kreuz sei ein Vorzeichen und verweise auf die Kirche, zeige aber auch, daß das Leben für jeden viele Gleichungen vorhält. Gemeinsam segneten die Geistlichen dann das Kreuz und erbaten Gottes Schutz und Segen für alle, die hier vorüberfahren oder auch die Stille und das Gebet suchen. Vom Thüringer Ministerium für Bau und Verkehr, Referat Straßenbau Lutz Klaus gekommen. Der erinnerte sich an das Jahr 2003, als er erstmals mit der Idee konfrontiert wurde, daß an der A 71 eine Kirche gebaut werden soll. Der Künstler Ehrsam habe ihm seine Vorstellungen geschildert. Klaus erklärte ihm jedoch, daß das nicht machbar sei. Das Straßenrecht sehe keine Kirchen an der A 71 in Thüringen vor. Nachdem Ehrsam nicht locker ließ und wieder kam fand man dann doch noch eine Möglichkeit, die sich allerdings auf einem schmalen Grad an Straßenrecht bewegte. Über eine Außenbaugenehmigung und mit der Genehmigung von Minister Trautvetter und Landrat Ralf Luther konnte dann „grünes Licht“ gegeben werden.

„Ich bin heute stolz, daß daraus etwas geworden ist,“ sagte der Referatsleiter. Er verwies aber auch darauf, daß dies ganz sicher die einzige Autobahnkirche auf thüringischer Seite sein wird. Das von Dr. Steigerwald angesprochen Autobahn-Hinweisschild für die Autobahnkirche stehe spätestens in 14 Tagen. Landrat Ralf Luther sagte dem Ministerium und Claus besonderen Danke. Darin eingeschlossen war auch der Künstler Gernot Ehrsam und der Altlandrat aus Rhön-Grabfeld und Vorsitzender des Vereins Autobahnkirche e.V., Dr. Fritz Steigerwald, sie hätten eine Idee gehabt und umgesetzt. Herausgestellt hat Luther die Beruflichen Bildungszentren Walldorf und Rohr, die das Projekt nun umsetzen helfen. Landrat Luther: „Wer einen Euro zuviel hat, der sollte hier spenden.“ Bürgermeister Ingo Hein erinnerte daran, dass heute oftmals Kirchen geschlossen werden und man hier eine kleine Kapelle baue. Damit setze man ein Zeichen in einer Zeit, in der Werte immer mehr verfallen.

Auch Hein verwies darauf, daß die Autobahnkirche ohne kirchliche und öffentliche Mittel gebaut werde. Spender und private Geldgeber seien hier nach wie vor gefragt. Der Bürgermeister der Gemeinde Grabfeld sprach aber auch die friedliche Revolution von 1989 an und den Fall der Mauer. Auch daran erinnere diese Kirche ebenso, weshalb Hein sich wünscht, daß in einer Gedenktafel an den Grund des Kirchenbaues erinnert werden sollte. Sein Dank galt Dr. Steigerwald für dessen Engagement, aber auch dem Künstler Gernot Ehrsam und Christine Michel, die sich wie die Vorstandschaft für das Gelingen des Bauwerkes einsetzen. Dr. Steigerwald meinte abschließend, daß man für weitere Mittel Zuwächse auf dem Spendenkonto bei der Kreissparkasse Hildburghausen, Nr.1100 003 874 Blz.: 840 540 40 vertragen könne.                                                            

Hanns Friedrich

Die Bilder und der Artikel sind in der Main-Post erschienen und der
Text wurde im Bayerischen Rundfunk gesendet.
Für Bilder und Text danken wir dem Autor für die freundliche Genehmigung.